Eigene Arztpraxis – Gehalt?

Wie ermittelt man mit eigener Arztpraxis sein Gehalt?

Mit der eigenen Arztpraxis ein Gehalt zu beziehen, diese Frage stellt sich jeder niedergelassene Arzt regelmäßig auf ein Neues. Die Antwort auf diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, da ein niedergelassener Arzt kein Gehalt im klassischen Sinne eines Lohnempfängers bezieht. Ein Arzt mit eigener Praxis ist wirtschaftlich betrachtet ein Freiberufler. Als dieser darf zur Gewinnermittlung immer die
Einnahmeüberschussrechnung gewählt werden. Anhand dieser kann die wichtigste Kerngröße für den Praxisinhaber ermittelt werden, der vorläufige Gewinn. Der vorläufige Gewinn der Arztpraxis ist die Basisrechengröße um mit eigener Arztpraxis ein Gehalt zu ermitteln.

Was definiert mein Gehalt mit eigener Arztpraxis?

Eine einfache Antwort auf diese Frage kann es nicht geben. Wenn man bei einem niedergelassenen Arzt von einem Gehalt spricht, ist diese Formulierung als grundsätzlich falsch zu bezeichnen, denn ein Gehalt kann es nur als angestellter Arzt geben. Daher verwenden wir hier lieber den Begriff des rechnerischen Gehaltes, damit die Sache für den Arzt, der plant sich niederzulassen oder sich bereits als Arzt niedergelassen hat, etwas einfacher auseinander zu halten ist.

Was wird für die Berechnung eines kalkulatorischen Arzt-Gehaltes benötigt?

Um dieses rechnerische Gehalt überhaupt ermitteln zu können wird eine spezielle finanzwirtschaftliche Auswertung benötigt, die dem Praxisinhaber oder Praxisgründer das verfügbare Geld aus der Praxis aufzeigt. Mit Hilfe dieser Auswertung kann ein kalkulatorisches Gehalt aus dem Einkommen als niedergelassener Hausarzt abgeleitet werden und die Frage „Wie hoch ist mein Gehalt in eigener Arztpraxis?“ zumindest erklärt werden.
Wie gestalte ich mit eigener Arztpraxis mein Gehalt?

Im Alltag eines Arztes sieht es häufig so aus, dass dieser sich ab Gründung der eigenen Arztpraxis monatlich einen festen Betrag vom Konto der Praxis auf sein privates Konto überweist, um alle Kosten der privaten Lebensführung einfach und rechtzeitig bedienen zu können. Diese Summe sagt aber nichts darüber aus, wie viel ein Arzt verdient, bzw. wie hoch sein Gehalt mit eigener Arztpraxis ist.
Denn es handelt sich hier nur um eine Vorabentnahme aus den laufenden Gewinnen der Arztpraxis und nicht um das, was man im Allgemeinen unter einem Gehalt bei einem angestellten Arzt in der Klinik verstehen würde. Selbst für Steuerberater, die auf Ärzte spezialisiert sind, ist es nicht immer ganz so einfach kalkulatorisch, schnell und übersichtlich zu berechnen, was ein Arzt verdient. Um ein rechnerisches Einkommen als Arzt mit eigener Praxis zu ermitteln, muss zuerst ein Äquivalent zum Bruttogehalt ermittelt werden, welches den Wert – was ein Hausarzt verdient, in ein berechenbares Verhältnis setzt.

Welche Formel kann ich anwenden, um mit eigener Arztpraxis mein Gehalt zu berechnen?

Mit der hier aufgeführten Berechnung haben wir versucht, die Vorgehensweise für den monatlichen Verdienst des Arztes so einfach wie möglich zu beschreiben.
Die erste Kennzahl, die benötigt wird, um mit einer Berechnung beginnen zu können, ist der vorläufige Gewinn der Arztpraxis. Diesem werden die Abschreibungen hinzugerechnet (+), weil es sich nur um eine steuerliche Rechengröße handelt, aber kein Abfluss wie bei allen anderen Ausgaben erfolgt. Dann werden die Neuanschaffungen der Arztpraxis abgezogen (-), der Zufluss von Praxisdarlehen/Eigenmitteln wird hinzugerechnet (+) und die Tilgung von Praxisdarlehen abgezogen (-). So erhält man das verfügbare Geld aus der Arztpraxis, was dem Bruttogehalt eines angestellten Arztes entspricht.

Praxisbeispiel zum Thema mit eigener Arztpraxis ein Gehalt beziehen:

Zur Vereinfachung eine reale Praxis-Beispielrechnung eines niedergelassenen Hausarztes:

Beispielrechnung I. : Bruttoeinkommen des niedergelassenen Hausarztes

285.000 € (JAN.-DEZ.) Vorläufiger Gewinn/Verlust aus der Praxis
(+) 6.500 € Abschreibungen
(-) 10.000 € Neuanschaffungen der Arztpraxis
(+) 0 € Zufluss von Praxisdarlehen/Eigenmitteln
(-) 25.000 € Tilgung Praxisdarlehen
256.500 € = verfügbares Geld aus der Praxis

Dies entspricht etwa einem Bruttoeinkommen pro Monat von = 21.375 Euro

Anschließend müssen von dem verfügbaren Geld aus der Arztpraxis die Sonderausgaben (Beiträge zum Versorgungswerk, Krankenversicherung etc.) und Freibeträge (z.B. Kinderfreibeträge) sowie die Steuern abgezogen werden, um ein rechnerisches (Netto-) Gehalt für den niedergelassenen Arzt zu ermitteln. Bei den Steuern handelt es sich nun nicht mehr um Lohnsteuer, sondern um Einkommensteuer. Es ist zudem darauf zu achten, dass nicht die gezahlte, sondern die tatsächlich zu zahlende Einkommensteuer berücksichtigt wird, bemessen nach dem Gewinn des jeweiligen Zeitraums, um den es geht.

Die folgende Bespielrechnung baut auf der ersten Berechnung auf und dient der Ermittlung des rechnerischen Nettogehaltes des niedergelassenen Arztes. Hier kommen wir der Frage, wie viel ein niedergelassener Arzt verdient bzw. wie sich ein kalkulatorisches Gehalt ermitteln lässt, schon näher:

Beispielrechnung II.: Nettoeinkommen des niedergelassenen Hausarztes (nicht verheiratet, keine Kinder)

256.500 € Verfügbares Geld aus der Arztpraxis (JAN.-DEZ.)
(-) 20.000 € Ärzteversorgungswerk
(-) 10.000 € Krankenversicherungen
(-) 93.385 € Einkommensteuer (tatsächlich zu zahlen)
= 133.115 € pro Jahr (das verdient unser Hausarzt aus einem realen Praxisbeispiel)

Entspricht etwa dem rechnerischen Nettoeinkommen von = 11.092 Euro pro Monat

FAZIT

Wer diese Summe als Arzt verdient hat, hat auch viele Stunden in der Praxis verbracht, sein Team mit Verantwortung geführt und täglich eine Vielzahl von Patienten betreut. Wir haben dieses Beispiel auf Grundlage eines aktuell von uns betreuten Mandanten ausgewählt, welcher als niedergelassener Hausarzt tätig ist.

Mit diesem in der Beispielrechnung aufgeführten Betrag von 11.092,00 Euro bedient der Hausarzt seine privaten monatlichen Kosten wie bspw. (für) Wohnen, Urlaub, Hobbies, Kleidung und sonstige private Lebensführung. Aber auch Rücklagen für Steuerzahlungen müssen hieraus gebildet werden, falls die laufenden Vorauszahlungen zu niedrig bemessen sind. Ein Aspekt, der bei einem klassischen Gehalt nicht berücksichtigt werden muss. Übrigbleibende Beträge können für Geld- und Kapitalanlagen zum Vermögensaufbau für das Alter verwendet werden.

Ein fundiertes Berechnungsschema kann auch beim Praxiskauf oder beim Praxisverkauf sowohl für den abgebenden Arzt als auch für den Arzt, der sich neu mit einer eigenen Arztpraxis niederlassen möchte, eine große Hilfestellung im Rahmen der Praxisbewertung sein, damit er grob einschätzen kann, wie viel er mit der Arztpraxis in Niederlassung verdienen kann und wie sich die Praxis zu einem bisherigen Gehalt darstellt.

So bietet sich dem Arzt eine gute Gelegenheit seine Verdienstmöglichkeiten als niedergelassener Arzt ins Verhältnis zu dem zu setzen, was ein angestellter Arzt verdient, dessen Klinikalltag mit Nacht- und Notdiensten nur geringen Spielraum für eigene Behandlungskonzepte beinhaltet.

In den bestehenden Praxisbörsen ist für die geplante Praxisübernahme häufig nur vom Umsatz die Rede. Für einen Arzt, der direkt aus der Klinik kommt, ist diese Zahl oft ein relativ abstrakter Betrag, der ihm keine Rückschlüsse auf seine bisherigen und gewohnten Kalkulationen zur privaten Lebensführung ermöglicht und auch nicht die Frage beantwortet wie hoch sein kalkulatorisches Gehalt in mit eigener Arztpraxis ausfallen wird.

Für den Arzt, der sich zeitnah als Hausarzt niederlassen möchte, bietet das obige Berechnungsschema eine aussagekräftige Methode, mit der das geplante Praxiskonzept und die damit verbundene Niederlassung effektiv und zeitnah umgesetzt werden können. Für uns, als auf niedergelassene Ärzte spezialisierte Unternehmensberatung, ist diese Berechnungsform seit vielen Jahren ein wichtiges Werkzeug, um dem betreuten Arzt einen schnellen Überblick über seine wirtschaftlichen Möglichkeiten und einen aktuellen Gehaltsvergleich zu liefern.

Ein Praxisbeispiel aus unserer täglichen Arbeit mit Arztpraxen ist die bei unseren Mandanten sehr beliebte Chef-Übersicht